Einführung
Am Institut für Papyrologie der Universität Heidelberg wurde in den Jahren 1988 bis 2002 in der Arbeitsstelle "Papyrus-Editionen" der Heidelberger Akademie der Wissenschaften ein elektronisches Gesamtverzeichnis der bisher veröffentlichten griechischen Papyrusurkunden Ägyptens erarbeitet, welches auch verwandte Texte auf Ostraka und ähnlichen Schriftträgern, solche in lateinischer Sprache und solche aus anderen Regionen des Vorderen Orients mit einschließt, während literarische und semiliterarische Texte sowie Inschriften grundsätzlich unberücksichtigt bleiben. Seit der Schließung der Arbeitsstelle Ende 2002 ist das Unternehmen ohne dauerhafte Finanzierung, sondern konnte seitdem nur durch kurzfristige Maßnahmen wie das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt "Erweiterung des HGV um bibliographische Nachweise vorhandener Übersetzungen und Übersetzung der in BGU I-IV enthaltenen griechischen Texte" sowie den unentgeltlichen Einsatz der unten genannten Personen am Leben gehalten werden.
Die Datenbank, auf welcher das Gesamtverzeichnis basiert, wird mit Hilfe des Programms "FileMaker Pro" erstellt. Ihre ursprüngliche Zielsetzung war, einen schnellen Überblick darüber zu ermöglichen, welche Papyri usw. aus einem bestimmten Zeitraum als Quellen zur Verfügung stehen. Besondere Aufmerksamkeit wurde bei der Aufnahme daher dem Entstehungsdatum der Urkunden und gegebenenfalls in ihnen erwähnten, weiter zurückliegenden Daten gewidmet. Darüber hinaus wurden aber auch andere Informationen gespeichert, so etwa das Material des Schriftträgers, der Herkunftsort der Urkunde innerhalb Ägyptens, Hinweise darauf, wo eventuell Reproduktionen des Originals veröffentlicht worden sind, der in der jeweiligen Edition verwendete Originaltitel und Angaben zum Inhalt der Texte. Verweise auf in jüngerer Zeit erschienene Sekundärliteratur werden - wenngleich nicht systematisch - ebenfalls laufend aufgenommen (zur Auflösung der verwendeten Abkürzungen s. Abkürzungen zitierter Bücher). Seit immer mehr die Papyrologie unterstützende Arbeitsmittel im Internet zur Verfügung stehen (wie etwa die Volltextdatenbank der "Duke Databank of Documentary Papyri" und die inzwischen recht zahlreichen digitalen Abbildungen), sind unsere Bestrebungen dahingehend ausgeweitet worden, links auf derartige Ressourcen in die Datenbank zu integrieren. Wir glauben, das HGV auf diese Weise zu einer Informationszentrale für alle Internet-Aktivitäten auf dem Felde der Papyrologie ausgebaut zu haben.
Seit dem Sommer des Jahres 2000 ist die Datenbank im Prinzip vollständig, d.h. sie enthält alle in selbständigen Publikationen veröffentlichten einschlägigen Texte (ausgenommen sind nur die in Zeitschriftenartikeln usw. erschienenen Publikationen), so daß nur noch die laufenden Neuerscheinungen nachgetragen zu werden brauchen. Im Augenblick (April 2008) enthält die Datenbank rund 56.100 Datensätze; sie entstammen den nahezu 580 in der Liste der aufgenommenen Publikationen verzeichneten Editionsbänden. Zu beachten ist dabei, daß die Zahl der bearbeiteten Texte de facto etwas geringer ist, da im Falle von unsicher datierten Urkunden mehrere (und zwar maximal 3) separate Datensätze pro Text angelegt werden.
In der Vergangenheit wurden anfangs (seit August 1993) über das WWW Auszüge aus der Datenbank in der Form von chronologisch geordneten Listen zur Verfügung gestellt, die sich auf die beiden Eintragungen "Datierung" und "Beleg" beschränkten. Seit Dezember 1997 ist dem Benutzer jedoch auch der direkte Zugriff auf die Datenbank möglich, so daß wir heute auf diese Listen verzichten. Der Benutzer kann jetzt eigene Recherchen durchführen (auch in kombinierter Suche nach mehreren Begriffen, man vergleiche die Suchhilfen Deutsch und English). Außerdem ist auf diese Weise jederzeit größste Aktualität gewährleistet. Schließlich kann man in einer zweiten Datenbank namens "Erwähnte Daten" ebenfalls nach Datierungen suchen (augenblicklicher Stand: April 2008). Diese Datenbank enthält solche chronologischen, auf bestimmte Jahre festlegbaren Angaben, die wir nicht als das Abfassungsdatum der Urkunde angesehen haben, sondern die in der Urkunde nur "erwähnt" werden.
Literaturhinweise:
- James M. S. Cowey, Heidelberg Documentary Papyri Project, in: A. Bülow-Jacobsen (Hrsg.), Proceedings of the 20th International Congress of Papyrologists, Copenhagen, 23-29 August, 1992, Copenhagen 1994, S. 609-612
- Dieter Hagedorn, Gesamtverzeichnis der griechischen Papyrusurkunden Ägyptens, in: M. Fell, C. Schäfer, L. Wierschowski (Hrsg.), Datenbanken in der Alten Geschichte (Computer und Antike 2), St. Katharinen 1994, S. 226-231
- Wolfgang Habermann, Zur chronologischen Verteilung der papyrologischen Zeugnisse, Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 117 (1997) 180-182
- Roger Bagnall, Review of Heidelberger Gesamtverzeichnis der griechischen Papyrusurkunden Ägyptens (Datum der Besprechung: 3. August 1998)
- Kai Ruffing, Elektronische Ressourcen in der Papyrologie, in: A. Cristofori u.a. (Hrsg.), La rete di Arachne - Arachnes Netz, Stuttgart 2000, S. 167-183 (174-177)
- Kai Ruffing, Papyrologische Ressourcen im Internet, in: F. Krüpe u.a. (Hrsg.), Digitalisierte Vergangenheit. Datenbanken und Multimedia von der Antke bis zur frühen Neuzeit, Wiesbaden 2005, S. 27-46
Das HGV ist ein Werkzeug, das inzwischen auf der ganzen Welt zum Einsatz kommt. Bei den 3829 Seitenaufrufen der vergangenen vier Wochen kamen die Besucher hauptsächlich aus den folgenden Ländern:
- Griechenland: 222 Besuche
- Deutschland: 175 Besuche
- Italien: 141 Besuche
- Ägypten: 49 Besuche
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